
Gynäkomastie – Wenn Männerbrüste zur Realität werden
Haben Sie schon einmal bemerkt, dass einige Männer eine vergrößerte Brust haben? Vielleicht kennen Sie jemanden, der darunter leidet – oder es betrifft Sie selbst.
Diese gutartige Vergrößerung des Brustgewebes bei Männern wird als Gynäkomastie bezeichnet. Es ist eine weit verbreitete, aber oft missverstandene Erkrankung, die viele Männer verunsichert. Tatsächlich betrifft sie bis zu 60-70 % aller Männer irgendwann im Laufe ihres Lebens.
Lassen Sie uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen.
Was ist Gynäkomastie?
Gynäkomastie ist die Vermehrung des Drüsengewebes in der männlichen Brust – und nicht einfach nur eine Fettansammlung, wie es oft fälschlicherweise angenommen wird.
Die Hauptursache liegt in einem Ungleichgewicht zwischen Testosteron und Östrogen. Während Testosteron für männliche Merkmale verantwortlich ist, spielt auch Östrogen eine Rolle – wenn auch in viel geringeren Mengen. Steigt der Östrogenspiegel oder sinkt das Testosteron, kann dies dazu führen, dass sich das Brustgewebe vergrößert.
Wichtig: Gynäkomastie ist nicht dasselbe wie Pseudo-Gynäkomastie. Letztere entsteht durch eine vermehrte Fettspeicherung im Brustbereich – typischerweise bei übergewichtigen Männern – ohne eine tatsächliche Drüsengewebsvergrößerung.
Wer ist betroffen?
Gynäkomastie kann Männer jeden Alters treffen, doch besonders häufig tritt sie in folgenden Lebensphasen auf:
• Neugeborene – Aufgrund von mütterlichem Östrogen, das während der Schwangerschaft auf das Baby übertragen wird. Diese Form bildet sich meist nach einigen Wochen von selbst zurück.
• Pubertät – Hormonelle Schwankungen während der Teenagerjahre können vorübergehend zu Brustwachstum führen. In den meisten Fällen bildet sich dies innerhalb von 6 Monaten bis 2 Jahren zurück.
• Männer über 50 – Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel, während der Östrogenspiegel relativ stabil bleibt. Dies kann zu einer Vergrößerung des Brustgewebes führen.
Was kann Gynäkomastie verursachen?
Neben natürlichen Hormonveränderungen gibt es zahlreiche Ursachen für Gynäkomastie, darunter:
1. Hormonelle Ungleichgewichte
• Niedriges Testosteron oder erhöhter Östrogenspiegel.
• Erkrankungen wie Hypogonadismus, bei denen die Hoden zu wenig Testosteron produzieren.
2. Medikamente & Substanzen
Einige Medikamente können hormonelle Veränderungen auslösen, darunter:
• Anti-Androgene (z. B. zur Behandlung von Prostatakrebs oder vergrößerter Prostata).
• Antidepressiva & Beruhigungsmittel.
• Anabole Steroide & Wachstumshormone.
• Bestimmte Antibiotika & Herzmedikamente.
Auch Alkohol und bestimmte Drogen wie Marihuana, Heroin oder Amphetamine können das hormonelle Gleichgewicht beeinflussen.
3. Gesundheitsprobleme
• Lebererkrankungen (z. B. Zirrhose) – beeinträchtigen die Hormonregulation.
• Nierenerkrankungen – können ebenfalls den Testosteronspiegel senken.
• Schilddrüsenprobleme – eine überaktive Schilddrüse (Hyperthyreose) kann die Hormonbalance stören.
4. Übergewicht & Lebensstil
• Übermäßiges Körperfett kann die Aromatase-Aktivität erhöhen – ein Enzym, das Testosteron in Östrogen umwandelt.
• Bewegungsmangel und eine unausgewogene Ernährung tragen ebenfalls zu hormonellen Schwankungen bei.
Symptome der Gynäkomastie
Die Anzeichen variieren je nach Ursache und Schweregrad, beinhalten jedoch oft:
✅ Feste oder gummiartige Verhärtung unter der Brustwarze (eine oder beide Seiten betroffen).
✅ Druckempfindlichkeit oder Schmerzen im Brustbereich.
✅ Schwellung oder Vergrößerung der Brust.
✅ Emotionale Belastung – viele Männer empfinden Scham oder Unsicherheit wegen ihres Erscheinungsbildes.
Falls die Schwellung plötzlich auftritt, sehr schmerzhaft ist oder sich verändert, sollte eine medizinische Untersuchung erfolgen.
Ist Gynäkomastie gefährlich?
Gynäkomastie selbst ist in den meisten Fällen harmlos. Allerdings kann sie ein Symptom für eine ernstere hormonelle Störung oder eine zugrunde liegende Krankheit sein.
Zudem ist Brustkrebs bei Männern zwar selten, aber nicht unmöglich. In sehr seltenen Fällen kann eine Gewebeuntersuchung (Biopsie) erforderlich sein, um Krebs auszuschließen.
Wie wird Gynäkomastie diagnostiziert?
Ein Arzt kann durch verschiedene Methoden feststellen, ob eine echte Gynäkomastie vorliegt:
🩺 Körperliche Untersuchung – Abtasten der Brust, um zwischen Drüsengewebe und Fettgewebe zu unterscheiden.
🩸 Bluttests – zur Überprüfung der Hormonwerte (Testosteron, Östrogen, Prolaktin).
🖥 Bildgebende Verfahren – Ultraschall oder Mammografie, falls ein Tumor ausgeschlossen werden muss.
🔬 Gewebeuntersuchung (Biopsie) – in seltenen Fällen zur Klärung unklarer Befunde.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie hängt von der Ursache und der Schwere der Gynäkomastie ab:
1. Abwarten & Beobachten
• In vielen Fällen – besonders bei Jugendlichen – bildet sich die Gynäkomastie innerhalb von Monaten bis Jahren zurück.
• Regelmäßige ärztliche Kontrollen helfen, Veränderungen zu überwachen.
2. Medikamente
• Tamoxifen oder Raloxifen (Anti-Östrogene) können helfen, das Brustwachstum zu reduzieren.
• Diese sind aber nicht für jeden Patienten geeignet und werden individuell verschrieben.
3. Chirurgische Behandlung
Falls die Gynäkomastie stark ausgeprägt ist oder psychischen Stress verursacht, gibt es zwei Operationsmethoden:
🔹 Liposuktion – Fettabsaugung, um überschüssiges Fett zu entfernen, wenn keine Drüsengewebsvermehrung vorliegt.
🔹 Mastektomie – Entfernung des überschüssigen Brustdrüsengewebes, oft kombiniert mit Liposuktion für eine bessere Kontur.
Die Operation erfolgt meist minimalinvasiv und führt zu einem flacheren, maskulineren Brustbild.
Kann man Gynäkomastie verhindern?
Nicht alle Fälle sind vermeidbar, aber es gibt Maßnahmen, um das Risiko zu reduzieren:
✔️ Anabole Steroide und unnötige Hormonpräparate vermeiden.
✔️ Gesunde Ernährung & regelmäßige Bewegung, um das hormonelle Gleichgewicht zu unterstützen.
✔️ Alkoholkonsum einschränken.
✔️ Drogen meiden, die den Hormonhaushalt beeinflussen.
✔️ Regelmäßige ärztliche Kontrollen, besonders bei bekannten Hormonproblemen.
Fazit: Gynäkomastie ist behandelbar!
Gynäkomastie ist weit verbreitet, aber oft ein Tabuthema. Dabei gibt es heutzutage viele Behandlungsmöglichkeiten. Wenn Sie betroffen sind, scheuen Sie sich nicht, einen Arzt aufzusuchen – eine frühzeitige Diagnose kann helfen, unnötigen Stress und Unsicherheiten zu vermeiden.
Denken Sie daran: Ihre Gesundheit ist wichtiger als gesellschaftliche Schönheitsideale!
Bild: calibra from Pixabay

